Reihe Aus dem Klassenzimmer

Das neue TSG öffnet seine Pforten

Das neue Jahr begann mit einem wichtigen Schritt für unsere Schule, dem Einzug in das renovierte Schulhaus. Am Montag, den 06.01.2020 wurde das neue Schulhaus feierlich eingeweiht. Dem Anlass wohnten die estnische Bildungsministerin Mailis Reps, der Bürgermeister Tallinns Mikhail Kõlvart, Vizebürgermeister Vadim Belobrovtsev und der Bürgermeister des Stadtteils Mustamäe Lauri Laats bei. Außerdem interessierten sich viele Vertreter der Presse für die Neueröffnung des Tallinna Saksa Gümnaasiums.

Viele der geladenen Gäste hielten eine Rede zur Eröffnung der Schule, ebenso wie unser Direktor Kaarel Rundu. Teil der Veranstaltung waren auch musikalische Einlagen der Schulband und des Chors, ebenso bereiteten Schüler verschiedener Klassen ein Gedicht vor, welches mit schauspielerischen Einlagen begleitet wurde.

Im Anschluss daran setzte unser Schulleiter, zusammen mit den angereisten Politikern, Pflanzen als Symbol des Auflebens unserer Schule ein. Bei Kaffee und Kuchen in den Farben unserer Schule wurde dieser besondere Tag gemeinsam gefeiert (s. Galerie). Schließlich kamen auch die Schülerinnen und Schüler der übrigen Klassen, um das neue Schulhaus gemeinsam mit ihren Klassenlehrern zu erkunden.

An der Planung der neuen Schule waren Lehrer, Schüler sowie auch Eltern und Alumni beteiligt, was zu einem zukunfts- und lernorientierten Gebäude geführt hat, welches eine innovative und der Zusammenarbeit förderliche Lernumgebung bietet. Das neue Schulgebäude hält auch viele Möglichkeiten der körperlichen Betätigung, wie eine Sporthalle, ein Schwimmbecken, eine Sauna und diverse Fitnessräume bereit. Beim Bau wurde auf Gesundheit, Bewegung und Nachhaltigkeit geachtet. Dies alles ergibt eines der modernsten Schulgebäude der Stadt, ein tolles Geschenk zum 40-jährigen Bestehen der Schule im kommenden Herbst.

Insgesamt hat das Gebäude 12,6 Millionen Euro gekostet, umfasst 11.200 m² Gesamtfläche und bietet Platz für mehr als 1000 Schüler.

(Laura Steinbach und Niclas Graf)

Links zur Bildergalerie der Schule und Einweihungsfeier:

https://www.tallinn.ee/est/haridus/Tallinna-Saksa-Gumnaasiumi-renoveeritud-hoone-taasavamine-06.01.20-2

https://www.ohtuleht.ee/988339/galerii-sildaru-pluuto-ja-teised-said-12-miljoni-euro-eest-uue-uhke-koolimaja

https://www.err.ee/1020945/galerii-tallinna-saksa-gumnaasium-alustas-oppetood-moodsas-koolimajas

https://photos.google.com/share/AF1QipNtoy9vvecuoKMZ7ubbhREBMbsQFodJtkqKWIoSMoa-XRN6wLVQQw0-Dw0JyDojWw?key=TVAtS1V6cGRRN1FTWXVhT01FT0Q2YWVlcFVlZTFB

 

Weihnachtliche Stimmung am TSG

Wie bereits im vorherigen Jahr organisierte die Klasse 8a, zusammen mit ihren Klassenleitern Liis Kreegipuu und Alexander Voss, Weihnachtsgeschenke für ein Kinderzentrum in Tallinn. Da sie dabei von zahlreichen anderen Klassen des TSG unterstützt wurden, konnten sie kurz vor Weihnachten 60 Geschenkpakete übergeben, die von den Kindern im Zentrum mit Freude entgegengenommen wurden.

Die Klasse nahm auch an einem Foto-Wettbewerb einer estnischen Großbäckerei teil und posierte dafür in Weihnachtspullovern für ein gemeinsames Klassenfoto. Als Preis erhielt die Klasse einen Kuchen, der als willkommene Verpflegung während der klasseninternen Weihnachtsfeier diente.

Wie jedes Jahr bildete das Weihnachtskonzert des TSG in der Kaarli Kirik einen stimmungsvollen Höhepunkt in der Vorweihnachtszeit. Moderiert von Karl Kreis (11a) bot das Konzert einen guten Einblick in die hervorragende Arbeit, die die Musiklehrerinnen am TSG leisten. Die verschiedenen Chöre, die alle Jahrgangsstufen einschließen, boten ein abwechslungsreiches Programm mit Stücken von estnischen, österreichischen und deutschen Komponisten. Ein instrumentales Highlight stellte dabei das Violin-Solo von Claudia Ruhno (12a) dar.

Die Deutschsprachige Abteilung wünscht allen Schülern, Eltern und Kollegen eine erholsame Weihnachtszeit und einen guten Rutsch in das Jahr 2020!

Text: Alexander Voss

Fotos: Margit Teesalu-Kranich

 

 

Tallinn Talks: 30 Jahre Mauerfall und Baltische Kette

Am Abend des 18.11.2019 lud die deutsche Botschafterin, Christiane Hohmann, einige Schüler des Tallinna Saksa Gümnaasiums (TSG) sowie einige weitere interessierte Gäste ein, um einen Abend lang im Rahmen des „Tallinn Talks“-Formats den Mauerfall und auch die estnische Singende Revolution, die ja nun beide 30 Jahre zurückliegen, aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten: aus dem von vier Zeitzeugen.

Zu diesem Zweck wohnten der Veranstaltung zwei Esten und ehemalige Abgeordnete des EU-Parlamentes sowie zwei Deutsche, ebenfalls eine ehemalige Abgeordnete des EU-Parlamentes und ein Professor der HMKW-Hochschule in Berlin, bei. Bei diesen Gästen handelte es sich um Marju Lauristin, Indrek Tarand, Gisela Kallenbach und Professor Roland Freytag.

Ihre eigene Perspektive auf die damaligen Ereignisse, aber auch die Rolle, die sie selbst in diesen spielten, erläuterten die Gastredner zuerst, manche mehr und manche weniger ausführlich, in einem „Talk-Show“-ähnlichen Format, wobei die deutsche Botschafterin das Gespräch leitete.

Danach fand eine kleine Fragerunde statt, um die drängendsten Fragen des Publikums direkt zu beantworten. Danach wurden diese Themen bei einem Imbiss ausführlich weiter diskutiert und vertieft. Prominente Themen stellten während der Diskussion sowie während der ursprünglichen Reden, nicht nur die Frage nach den tatsächlichen Ereignissen des Jahres 1989 dar, sondern auch die Auswirkungen der Ereignisse auf unser heutiges Leben. Auch wurden die damals unterlaufenen Fehler thematisiert oder die damaligen Ereignisse mit der heutigen Protesten, etwa der Klimaschutz-Bewegung „Fridays for Future“, verglichen.

Interessant war, dass die meisten der Zeitzeugen erzählten, dass sie damals nicht wirklich mitbekommen hatten, was sie bewirkten. Die estnische ehemalige EU-Abgeordnete, Marju Lauristin, behauptete sogar, dass die damalige Sowjetunion zum Zeitpunkt der Singenden Revolution kaum mehr als eine eingerostete Maschine dargestellt habe, deren sich die Protestierenden nur noch entledigen mussten. Indrek Tarand vertrat hierbei einen anderen Standpunkt. Er erläuterte, dass damals eine angespannte Stimmung geherrscht habe und dass die Menschen gespürt hätten, dass sie entweder die Sowjetunion stürzen oder für immer in ihr „gefangen bleiben müssten“.

Auch die beiden deutschen Redner hatten Unterschiedliches beizutragen: So erzählte Gisela Kallenbach von der Wichtigkeit der Kirche innerhalb der deutschen Freiheitsbewegung. Sie sagte, die Kirche, insbesondere die lutheranische Kirche, habe zu Sowjetzeiten einige Privilegien genossen, so beispielsweise das Recht der freien Versammlung. Dies wurde von den unzufriedenen Bürger genutzt, indem sie sich für Diskussionen und Friedensgebete, die sich später zur Freiheitsbewegung ausweiteten, viele Jahre lang in den Kirchen versammelten. Professor Freytag verdeutlicht, dass die Freiheitsgewinnung nur durch die unglaublichen Menschenmassen und das unabhängige, aber dennoch gemeinsame und gleichzeitige, Agieren der verschiedenen Proteste an vielen verschiedenen Orten ermöglicht werden konnte. Einzelne Proteste wären gewaltsam niedergeschlagen worden, wie beispielsweise am Tiananmen Platz.

Betont wurde auch von allen Beteiligten, dass Proteste immer nur der erste Schritt auf dem Weg zur Änderung seien, danach müsse noch viel Arbeit geleistet werden, um die Errungenschaften der Proteste in der Gesellschaft und in den Köpfen der Menschen zu festigen. Denn ein Wandel der Gewohnheiten der Gesellschaft passiere nicht über Nacht, sondern sei ein langer und qualvoller Prozess. Im Kontrast dazu steht der tatsächliche Mauerfall, der, wie Freytag betont, wirklich über Nacht geschehen und tatsächlich eher ein Unfall als ein geplantes Ereignis gewesen sei. Denn die Medien und Menschen hätten eine Lockerung des Ein- und Ausreisegesetzes als „Auflösung“ der Mauer misinterpretiert und das Volk sei aus Freude und Aufregung zur Grenze geströmt.

Diskutiert wurde auch, inwieweit diese, eventuell überstürzte, Wiedervereinigung auch zur Spaltung beitrug, die es bis heute zwischen Ost- und Westdeutschland zu geben scheint. Angesichts der wachsenden Angst der Esten vor Russland und der Klimaprobleme, raten die Redner zu einer erneuten gegenseitigen Annäherung der baltischen Staaten, um die wachsende Entfremdung zu stoppen. Denn nur gemeinsam könnten die baltischen Staaten wirklich stark sein.

Im Groβen und Ganzen war der Abend sehr informativ und aufschlussreich, nicht nur im historischen Sinne, sondern auch im Bezug auf unsere heutige Gesellschaft.

 

Hannah Dentz, 11a

Fotos: Diana Unt